Wer wen mag und wieso

Psychologe: Wie geht es ihnen?

Klient: Schlecht.

Psychologe: Wieso geht es ihnen schlecht?

Klient: Niemand mag mich.

Psychologe: Ich mag sie.

Klient: Das sagen sie nur, weil sie dafür Geld kriegen.

Psychologe: Nein, ich würde sie auch sonst mögen.

Klient: Wirklich?

Psychologe: Natürlich. Wir haben im Psychologie-Studium gelernt, alle Menschen bedingungslos zu mögen.

Klient: Dann mögen sie also auch Adolf Hitler.

Psychologe: Nein, den mag ich nicht.

Klient: Sie haben doch gesagt, sie mögen alle Menschen.

Psychologe: Alle ausser Hitler.

Klient: Und Stalin?

Psychologe: Alle ausser Hitler und Stalin.

Klient: Und Mao?

Psychologe: Werden sie bitte nicht spitzfindig. Es geht um das Prinzip. Und im Prinzip mag ich alle Menschen bedingungslos.

Klient: Dann könnten sie aber auch bei mir eine Ausnahme machen, wie bei Hitler und Stalin.

Psychologe: Sie sind aber kein Massenmörder.

Klient: Aber vielleicht habe ich andere schlimme Dinge gemacht.

Psychologe: Wie gesagt, ich mag alle Menschen bedingslos.

Klient: Ausser Hitler und Stalin. Und vielleicht Mao.

Psychologe: Genau.

Klient: Wieso haben sie sich denn von ihrer Frau getrennt, sie mögen sie dann ja auch bedingungslos?

Psychologe: Es geht jetzt nicht um mich, sondern um sie.

Klient: Aha. Was mögen sie denn an mir?

Psychologe: Sie sind immer pünktlich.

Klient: Das heisst, wenn ich nicht mehr pünktlich bin, werden sie mich nicht mehr mögen.

Psychologe: Nein, sie drehen mir ja die Worte im Mund um. Ich mag sie bedingungslos, so wie ich alle Menschen bedingungslos mag (ausser Hitler, Stalin und Mao). Und dann mag ich sie noch ganz besonders, weil sie immer pünktlich sind.

Klient: Und wenn ich plötzlich zum Massenmörder werde?

Psychologe: Bleiben sie bitte realistisch.

Klient: Hitler hat auch Aquarelle gemalt, bevor er angefangen hat, reihenweise Menschen umzubringen.

Psychologe: Malen sie etwa Aquarelle?

Klient: Nein, aber manchmal habe ich Amok-Fantasien.

Psychologe: Ich werde sie auch noch mögen, wenn sie Amok laufen.

Klient: Und wenn ich so viele Leute töte wie es Hitler getan hat?

Psychologe: Die Stunde ist um. Mein nächster Klient wartet.

Klient: Mir geht es immer noch schlecht.

Psychologe: Wir sehen uns in einer Woche wieder.

Klient: Ich glaube ihnen nicht, dass sie mich mögen.

Psychologe: Gehen sie bitte. Und hören sie auf, Aquarelle zu malen.